1 Jahr „Hamburger Bündnis für schulische Inklusion“ – Was haben wir erreicht?

Am 03. November 2014 stellten wir unser „Memorandum“ des Hamburger Bündnisses für schulische Inklusion der Öffentlichkeit vor. Das Thema schulische Inklusion drohte in der Hamburger Bildungspolitik und in der öffentlichen Wahrnehmung auf eine Diskussion um Ressourcen für SchülerInnen mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung beschränkt zu werden und damit SchülerInnen mit den sogenannten klassischen Behinderungen zu vergessen.

Ausgehend von der UN-Behindertenrechtskonvention ist es wichtig, die Vielfalt des gemeinsamen Lernens aller SchülerInnen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und unter pädagogischen Gesichtspunkten zu thematisieren. Wir sind der Ansicht, dass uns dies in einigen Aspekten gelungen ist, dass es aber auch noch viel zu tun gibt.

Auf dieser Seite ist unser letztes Jahr aufgeführt – von der Entstehung über die Aktionen rund um die Hamburger Senatswahl im Februar 2015  bis hin zu den letzten Aktivitäten.

Babette Radke (Mitglied der Koordinierungsgruppe des Hamburger Bündnis für schulische Inklusion und Mutter einer 11jährigen Schülerin mit Down-Syndrom an einer Hamburger Regelschule) hat hier ihre Sicht auf das erste Jahr des Hamburger Bündnis beschrieben:

1 Jahr Hamburger Bündnis für schulische Inklusion – mein persönliches Fazit

 

Die Aktivitäten des ersten Jahres

12.September 2014 – Newsletter der Hamburger Schulbehörde: „Der Ausbau des Hamburger Schulwesens ist so gut wie abgeschlossen, …“.

18.September 2014 – Auf Einladung der SprecherInnen der Vereinigung der SchulleiterInnen der Stadtteilschulen in Hamburg trafen sich Vertreter vieler Hamburger Organisationen zu einem Gedankenaustausch über das Thema Inklusion und Schule. Die Beteiligten stimmten darin überein, dass Inklusion weiterhin DIE zentrale Aufgabe in Schulentwicklung und Schulpolitik sei. Ausgehend von der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen einigte sich die große Mehrheit der eingeladenen Vertreter darauf, ein breites Aktionsbündnis zu gründen. In gemeinsamer Anstrengung erarbeiteten die 14 ursprünglichen Bündnismitglieder ein Memorandum mit dem Titel „Die Inklusion in Schule und Bildungspolitik ins Zentrum rücken“ .

03. November 2014 – Öffentliche Vorstellung des Memorandums durch Vertreter des Bündnisses im Rahmen einer Pressekonferenz. Aus den ursprünglich 14 Organisationen und Vertretungen wurden innerhalb kürzester Zeit 24 Organisationen im Bündnis. Bis heute fanden zehn Bündnistreffen statt, in denen es um die Auseinandersetzung über die konkreten
Gelingensbedingungen der im Memorandum dargestellten Anforderungen an einen besseren und vor allem gerechten und gemeinsamen Unterricht für alle Kinder ging. Es wurden Schritte und Aktionen des Bündnisses festgelegt, wie die Ausarbeitung und Diskussion von Positionspapieren zu Themen wie Diagnostik, Schwerpunktschulen, Inklusion unter Berücksichtigung der Bedürfnisses von hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern, alternative Leistungsrückmeldungen sowie mögliche Maßnahmen im Rahmen der Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet und eine Webseite eingerichtet. Inzwischen kann man sich auch auf facebook und twitter über das Bündnis informieren. Die Vorbereitungen für die im Januar 2015 veranstaltete Podiumsdiskussion und die Demonstration wurden begleitet von mehreren Pressemitteilungen des Bündnisses.

16. Dezember 2014  „Wahlversprechen der Regierungspartei zur schulischen Inklusion – Wie versprochen – so gebrochen“

02. Januar 2015 – „Schulsenator Rabe hält brisante Zahlen über sonderpädagogischen Förderbedarf unter Verschluss – Es geht um mehrere Millionen Euro für zusätzliche Lehrer in der Inklusion“

05. Januar 2015  „Jetzt werden die Weichen für die Personalversorgung der Inklusion bis 2020 gestellt“ 

08. Januar 2015 – Im Landesinstitut für Lehrerfortbildung fand unter Beteiligung von SPD-Bildungssenator Rabe, der schulpolitischen Sprecherin der Partei Bündnis 90/ Die Grünen Stefanie von Berg und Vertretern des Bündnisses die öffentliche und gut besuchte Podiumsdiskussion statt. Im Zusammenhang mit der Podiumsdiskussion bestätigte die Schulbehörde, dass ab Sommer 2015 sechzig zusätzliche Lehrerstellen für SchülerInnen mit den sonderpädagogischen Förderbedarfen Lernen, Sprache und soziale und emotionale Entwicklung zur Verfügung gestellt würden.

26. Januar 2015  – Unter dem Motto „Inklusion braucht mehr – mehr Personal, mehr Räume, mehr Sachmittel“ fand Ende Januar bei strömendem Regen die Demonstration in der Hamburger City statt. Trotz des widrigen Wetters folgten tausende Hamburger Pädagogen, Eltern und Schüler dem Aufruf des Bündnisses und unterstützten so die Forderungen.

26. Februar 2015„Wort halten bei den Koalitionsverhandlungen über schulische Inklusion“ lautete der Appell des Bündnisses an die Partei Bündnis 90/ Die Grünen.

02. April 2015 – Zu Ostern konnten sich Schulsenator Rabe und Stefanie von Berg über zwei Osterkörbchen von Elternvertretern des Bündnisses freuen. Die Osterkörbchen waren gefüllt mit Ostereiern, die die Vorstellungen und Wünsche von Kindern zweier Hamburger Grundschulen zum gemeinsamen Lernen enthielten.

Das Bündnis begrüßte die Tatsache, dass das Thema Inklusion in der Koalitionsvereinbarung der neuen Hamburger Regierung aus SPD und Bündnis 90 Die Grünen als bildungspolitische Kernaufgabe mit oberster Priorität für die kommenden fünf Jahre eingestuft wurde. Weitere zusätzliche sechzig Lehrerstellen bis zum Schuljahr 2019/20 wurden angekündigt, eine Fortbildungsoffensive in Aussicht gestellt sowie Inklusion als ein Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung benannt. Expertenteams sollen Hamburger Schulen besuchen und
bei der Umsetzung von Inklusion beraten.

13. April 2015 – Trotz vieler guter Ansätze mussten die Mitglieder des Bündnisses feststellen: „Schulische Inklusion in der Koalitionsvereinbarung – Ein großes Versprechen und erste Schritte / Halbherzige und widersprüchliche Aussagen zur besseren Personalausstattung – 230
Stellen fehlen“.

05. Juni 2015 – Viele Elternvertreter des Bündnisses nahmen im Rahmen des „Tag ohne Grenzen“ gemeinsam am Inklusionsfackellauf des bundesweiten Netzwerks Inklusion teil.

08. Juli 2015 – Das gemeinsame Positionspapier des Bündnisses unter dem Titel „Inklusion hörbehinderter SchülerInnen in Hamburg“ wurde der Hamburger Bürgerschaft von Elternvertretern auf einer Sitzung zum Thema „Deutsche Gebärdensprache in Hamburger Schulen als Wahlpflichtfach ermöglichen!“ überreicht.

16. August 2015 – In einem Interview mit der sh:z verkündet Bildungssenator Rabe unter dem Titel „Große Idee der Inklusion nicht kaputtreden lassen“ , dass Hamburg auf dem Weg zu einer gelungenen Inklusion bereits mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt habe und Hamburg weniger als die geplanten zehn Jahre benötige.

Hier eine Übersicht der Forderungen unseres Bündnisses aus dem Memorandum dem derzeitigen Stand gegenüber:    Memorandum aktueller Stand – Dez 2015

 

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